Buzzword Barrierefreiheit
Bei so einem Buzzword wie Barrierefreiheit gibt es ja meistens zwei Lager. Die einen, die es total toll finden und die anderen, die es als Gängelung oder rechtliches Hindernis ansehen. Es gibt sicherlich noch Luft nach oben, wenn es um die Ausgestaltung des BFSG und die praktische Anwendbarkeit geht. Gleichzeitig sehe ich auch viele Chancen und Parallelen zu gutem Webdesign.
Ich möchte kurz eine private Geschichte erzählen. Mein Sohn ist 2 Jahre alt und er sagt mir konsequent, dass grün rot sei und rot sei grün. Ob ein Zweijähriger die Farben schon perfekt können muss, sei mal dahin gestellt. Aber mir ist richtig bewusst geworden, dass es Personen gibt, die das generell nicht so einfach unterscheiden können. Die manche Farben gar nicht sehen. Oder die überhaupt nicht sehen können. Genauso gibt es Menschen, die nicht hören oder anderweitig das Internet und Soziale Medien nicht so nutzen, wie ich es bisher gewohnt war. Und in den letzten Wochen hat sich daher auch bei mir einiges im Denken getan.
Ich habe meine Website mal mit verschiedenen Tools betrachtet und versucht nur mit der Tastatur durchzutabben. Es war ein Moment, der mir ziemlich die Augen geöffnet hat. Ich rede oft von Empathie, von einem digitalen Auftritt, der einlädt und verbindet – aber wie inklusiv ist eine Website eigentlich wirklich, wenn sie nicht von allen Personen genutzt werden kann? Genau deswegen habe ich beschlossen, dass Barrierefreiheit bei mir ab jetzt nicht mehr nur ein “Add-on” ist, das man irgendwann mal nachrüstet, sondern der Startpunkt. Ich möchte nicht mehr nur einzelne Teile im Nachhinein umrüsten. Dies versuche ich nun aber bei meiner eigenen Seite Stück für Stück, da ich sie nicht komplett neu aufbauen will. (Dazu ist bereits der erste Beitrag zu Skiplinkse mit Divi erschienen). Bei neuen Kundinnen und Kunden werde ich das anders handhaben.
Barrierefreiheit: Warum ich das Thema so lange als „Add-on“ gesehen habe
Lange Zeit habe ich gedacht, Barrierefreiheit sei einfach ein weiteres To-do auf der endlosen Liste der Optimierungen. So ein bisschen wie das Extra-Topping auf einer Pizza – nett, wenn man es hat, aber nicht unbedingt notwendig. Vielleicht kennst du diesen Gedanken auch: “Ich bin ja gar nicht betroffen, das lohnt sich nicht.“ Erst in den letzten Wochen habe ich verstanden, wie sehr diese Haltung Menschen ausschließt. Und auch, wie viel sie über unsere blinden Flecken verrät. Barrierefreiheit ist kein Bonus. Es ist ein Mindeststandard, den wir viel zu oft ignorieren, weil wir selbst nicht betroffen sind. Das zu erkennen, hat bei mir einiges an Ehrlichkeit und Selbstkritik gebraucht.
Wer ist eigentlich ‘alle’?
Wir sagen oft so selbstverständlich: “Meine Website ist für alle da.” Aber wenn wir ehrlich sind – wer ist denn wirklich “alle”? Nur die, die sehen, hören und klicken können wie wir? Nur die, die keine assistiven Technologien brauchen?
Ich habe mir vorgenommen, mir diese Frage bei jeder Entscheidung neu zu stellen. “Alle” heißt eben auch Menschen mit motorischen Einschränkungen, mit Sehbehinderungen, mit chronischer Erschöpfung oder kognitiven Einschränkungen. Menschen, die vielleicht genau so ein Herzensbusiness führen wie wir – aber andere Barrieren überwinden müssen, um überhaupt dabei zu sein.
Warum Barrierefreiheit mehr ist als gesetzliche Pflicht
Viele sehen Barrierefreiheit als etwas, das man halt machen muss, weil es das Gesetz sagt. Ich finde, das greift viel zu kurz. Ja, die Gesetze werden strenger – und das ist auch gut so. Aber es geht um viel mehr als nur Vorschriften.
Für mich ist Barrierefreiheit ein Ausdruck von Respekt. Von Haltung. Von dem Wunsch, dass alle mitmachen können. Eine Website, die niemanden ausschließt, zeigt, dass wir nicht nur an Reichweite und Sales denken, sondern auch an Menschenwürde. Und irgendwie fühlt sich das für mich einfach richtiger an.
Accessibility First: Mein Commitment für die Websites meiner Kundinnen
Deshalb habe ich mich entschieden, es jetzt wirklich anzupacken. Meine Website wird ein Make-over bekommen – nicht, weil es gerade ein Trend ist, sondern weil ich es ernst meine. Und auch andere Websites optimiere ich gerne im Hinblick auf Barrierefreiheit. Aber bei neuen Websites werde ich das Thema von Anfang an mitdenken.
Das wird sicher nicht perfekt sein. Ich werde wahrscheinlich Fehler machen und viel Leergeld bezahlen und generell noch viel lernen müssen und ich muss meine Prozesse wieder anpassen. Aber ich will, dass deine Website ein Ort wird, der so inklusiv wie möglich ist.
Barrierefreiheit klingt für viele erstmal… na ja, unsexy. Es ist nicht so glamourös wie fancy Animationen oder trendige Farbverläufe. Aber mal ehrlich: Was bringt die schönste Website, wenn sie Menschen ausschließt? Ich finde, unsexy ist das neue sexy. Weil eine barrierefreie Website zeigt, dass wir Verantwortung übernehmen. Dass wir uns kümmern. Und dass wir verstehen, worum es im Kern geht: Menschen zu erreichen – alle Menschen.
Barrierefrei im Web – Schritt für Schritt
Wahrscheinlich denkst du dir jetzt: „Okay Katja, das verstehe ich. Aber das ist schon wieder ein riesiger Batzen an To-Dos. Das nervt einfach nur noch.“ Und das verstehe ich total. Ich möchte mich nicht als Moralapostel aufspielen und jedem nun aufzwingen, dieses Thema zu berücksichtigen. Wie du siehst, habe ich selbst enorm Luft nach oben für Verbesserungen. Aber wichtig finde ich, überhaupt erstmal darüber nachzudenken und sich kleine Steps vorzunehmen. In einem der nächsten Artikel werde ich dir ein paar Quick Wins aufzeigen, womit wir schon viel erreichen. Und ich verspreche dir, wenn du die Maßnahmen umsetzt, wird sich das positiv auf die ganze Performance auswirken. Denn Barrirefreiheit ist immer eng verknüpft mit SEO und Co.
Ich persönlich bin bereit, sehr viel zu lernen, weil es für MICH ein wichtiges Thema geworden ist. Wenn du magst, kannst du mich beim Prozess der Überarbeitung meiner eigenen Website begleiten. Vielleicht inspiriert dich das, auch in deinem Business zu schauen: Wie inklusiv ist mein Erfolg eigentlich?
Und falls du gar keine Lust hast, dich damit auseinander zu setzen – fair enough. Dann kann ich das vielleicht für dich umsetzen. Lass uns das in einem Kennenlerngespräch herausfinden.
0 Kommentare